Das Projekt Mountainbike Zentralschweiz hat sich zum Ziel gesetzt, den Mountainbike-Sport in der Region nachhaltig zu fördern. Der Kanton Luzern unterstützt das Vorhaben mit insgesamt 217'000 Franken. Nun stehen die Pläne für die zweite Projektetappe fest.
- Mit dem Ziel, den Mountainbike-Sport in Luzern, Uri, Schwyz, Ob- und Nidwalden nachhaltig zu fördern, wurde 2018 das Projekt Mountainbike Zentralschweiz lanciert.
- In der ersten Etappe konnte unter anderem die Zahl der Bikehotels erhöht werden: 2018 gab in der Zentralschweiz sechs dieser zertifizierten Betriebe, nun bereits 17.
- Im Rahmen der neuen Regionalpolitik (NRP) beteiligt sich der Kanton Luzern mit einer Summe von 217'000 Franken. Ein Grossteil davon fliesst in eine Internetplattform, auf der Biker Angebote buchen, Bikeshops finden oder Tourendaten herunterladen können.
Über 400'000 landesweit, rund 56'000 in der Zentralschweiz – so viele Personen fahren schätzungsweise Mountainbike. Vor allem in den letzten Monaten waren viele unterwegs, nicht zuletzt wegen des schönen Wetters und der Coronakrise. Die Verantwortlichen des Projekts Mountainbike Zentralschweiz freut's. Gleichzeitig haben sie aber bemerkt: Es gibt noch viel Handlungsbedarf. So heisst es in einer Mitteilung:
«An den Wochenenden wurde deutlich, dass in der Zentralschweiz insbesondere vier Aufgaben nicht mehr weiter auf die lange Bank geschoben werden dürfen.»
Zwei Mountainbiker unterwegs oberhalb von Kriens. Bild:Roger Grütter/Privatarchiv
Die Infrastruktur müsse modernisiert, Zaundurchgänge optimiert, Landeigentümer stärker eingebunden und gesetzliche Lücken geschlossen werden. Mit dem Ziel, den Mountainbike-Sport in Luzern, Uri, Schwyz, Ob- und Nidwalden nachhaltig zu fördern, wurde Mountainbike Zentralschweiz vor zwei Jahren lanciert. «Seither konnten wir schon einiges erreichen», sagt Produktmanager Thomy Vetterli stolz. So habe man etwa ein Konzept erarbeitet, welche Flecken der Zentralschweiz besonders Potenzial für Biker haben und wie man dieses ausschöpfen kann. Weiter wurde der Verein Bikeguides Zentralschweiz gegründet und die Anzahl der Bikehotels verdreifacht. Dazu später mehr.
Kantone geben finanziellen Zustupf
Unterstützung erhält das Projekt nun auch von den betroffenen Kantonen. Im Rahmen der neuen Regionalpolitik (NRP) beteiligt sich der Kanton Luzern beispielsweise mit einer Summe von 217'000 Franken. «Rund ein Viertel fliesst in die Kommunikation und damit in den Aufbau einer Onlineplattform», so Vetterli. Die Kosten für die Vermarktungsplattform belaufen sich laut dem Produktmanager auf rund 172'000 Franken. 15 Monate dürfte der Aufbau der neuen Internetplattform dauern – ist sie erst einmal fertig, sollen Biker darauf etwa direkt Angebote buchen, Tourenguides und Bikeshops finden oder Tourendaten herunterladen können. Vetterli ergänzt: «Auch Gastronomie, Transport, News, Tipps und Prävention sind Teilbereiche.»
Ein weiterer Teil des Geldes wird in die Entwicklung der E-Bike-Strategie investiert. «E-Bikes gewinnen derzeit immer mehr an Beliebtheit und eröffnen einen komplett neuen Markt», so Vetterli. Da E-Bike-Fahrer tendenziell längere Distanzen zurücklegen, müsse man für sie andere Touren konzipieren und Möglichkeiten für Akkuladungen bieten.
Neuer Verhaltenskodex und neue Gesetzesgrundlage
Jetzt läuft die zweite Projektetappe an. Im Hinblick auf die Sommersaison wurden etwa schon vielerorts Zaunwimpel und -rampen montiert, vorwiegend im Kanton Schwyz. Die Wimpel sollen Biker auch bei schlechten Sichtverhältnissen vor einem Zaun warnen, die Rampen sind elektrisch leitend und lassen sich so mit dem Bike einfacher passieren –für Kühe hingegen stellen sie ein Hindernis dar. «Biker müssen jetzt nicht mehr absteigen und auch das Schliessen der Tore geht dadurch nicht mehr vergessen», sagt Vetterli. Als weiteres Hilfsmittel für «ein optimiertes Bike-Erlebnis» hat Mountainbike Zentralschweiz ein Verhaltenskodex erarbeitet:
Die goldenen Verhaltensregeln
Als Hilfsmittel für Biker hat Mountainbike Zentralschweiz goldene Regeln erarbeitet und als Verhaltenskodex verpackt. Um die Natur nicht zu beschädigen, seien Mountainbiker etwa angehalten, nur auf bestehenden Wegen zu fahren und Sperrungen zu respektieren. Thomy Vetterli sagt: «Wanderwege, die von Vereinen gepflegt werden, sind nicht für Biker gemacht worden.» Generell sollen Biker keine Spuren hinterlassen. Konkret: «Bremse möglichst nicht mit blockierenden Rädern, da dies das Auftreten von Erosion begünstigt. Meide Trails nach Regenfällen. Nimm deine Abfälle mit und entsorge diese umweltgerecht.» Genauso wichtig ist es, rücksichtsvoll zu fahren und Wanderern den Vortritt zu gewähren. Rücksicht solle man insbesondere auf Tiere nehmen. Dazu gehöre auch, Weidezäune zu schliessen, nachdem man sie passiert hat. Der nächste Punkt sollte eigentlich selbstverständlich sein, trotzdem weist Mountainbike Zentralschweiz nochmals darauf hin, stets konzentriert und kontrolliert zu fahren. Und zu guter Letzt: «Fahr auf Nummer sicher.» Sprich: die Fähigkeiten richtig einschätzen, sich über die Gegend informieren, nicht allein in abgelegene Gebiete fahren, Helm und Handschuhe tragen und für Notsituationen mit Werkzeug, einer Notfallapotheke und wenn möglich einem Mobiltelefon ausgestattet sein.
Zudem steht Vetterli im ständigen Austausch mit Tourismusorganisationen, Fach- und Umweltverbänden sowie politischen Fachstellen. Sein Ziel: In den Innerschweizer Kantonen soll eine möglichst ähnliche gesetzliche Grundlage für das Biken erarbeitet werden. «Bis vor kurzem gab es im Gegensatz zu den Wanderwegen nämlich keinen politischen Auftrag vom Bund für das Mountainbike-Wegnetz», sagt Vetterli.
Erst Mitte Mai hat der Bundesrat beschlossen, dass der Bau von Velowegen zwar weiterhin Aufgabe der Kantone bleibt, sie künftig aber dazu verpflichtet sind, «Velowege verbindlich zu planen und für ein zusammenhängendes und sicheres Velowegnetz zu sorgen». Dabei wird zwischen Velowegen für den Alltagsverkehr und Velowegen für den Freizeitverkehr unterschieden – Wege für Mountainbiker fallen in die letztere Kategorie. Vetterli ist zufrieden, hofft, dass es jetzt vorwärts geht. «Das Gesetz orientiert sich stark an jenem für Wanderwege. Der Bundesrat hat seine Hausaufgaben erledigt.»
Hotels und Bergbahnen müssen mispielen
Auch mit Blick auf die Bike-Hotels hat sich seit Projektbeginn einiges getan: Während es 2018 in der Zentralschweiz gerade mal sechs solcher Hotels gab, sind es laut Vetterli mittlerweile 17. Drei weitere befinden sich im Abklärungsprozess. Zertifizierte Hotels sind speziell auf die Bedürfnisse von Bikern abgestimmt. Heisst: Sie verfügen beispielsweise über einen Bike-Reinigungsplatz, bieten einen Wäscheservice für Sportkleidung oder unterbreiten den Gästen detaillierte Tourenvorschläge. Hinzu kommt, dass diese Hotels eine Partnerschaft mit Bikeshops pflegen. Hat ein Gast ein Problem mit seinem Bike, vermittelt das Hotel direkt einen Ansprechpartner.
Josef Inderbitzin ist Direktor des Hotels Krone in Sarnen. Er darf sein Hotel seit rund neun Jahren Bike-Hotel nennen. Seine Gäste können in der «Krone» E-Bikes mieten oder gratis Mountainbikes ausleihen. «Wir arbeiten mit diversen Reiseanbietern zusammen. Aufgrund der Zertifizierung finden uns Mountainbiker einfacher», sagt der Direktor. Radfahrer seien eine kaufkräftige Kundschaft. Schliesslich würden sie teilweise viel Geld für ihre Bikes ausgeben. «Zudem essen Radfahrer gerne gut und gönnen sich auch gerne einen wohlverdienten Wein nach einer Tour», sagt Inderbitzin und fügt an:
«Mit der Zertifizierung zum Bike-Hotel geben wir die Garantie, dass auch verschwitzte Radfahrer in unserem 4-Sterne-Hotel willkommen sind.»
Nicht nur das entsprechende Hotelangebot, sondern auch jenes der Bergbahnen sei ausschlaggebend, wie attraktiv eine Region für Biker ist, sagt Vetterli. «Hier gibt es in der Zentralschweiz noch viel Luft nach oben.» Die Rigibahnen, die Pilatusbahnen oder auch die Stanserhornbahnen etwa richten ihr Angebot hauptsächlich an Wanderer, Fahrradtransport ist nicht gestattet. «Darum braucht's in der Umgebung unbedingt auch Angebote für Biker», sagt Vetterli. Denn er ist sich sicher: «Die ganze Schweiz wartet darauf, dass die Zentralschweiz für Biker zugänglich gemacht wird.»
Politischer Auftrag für Mountainbike-Wegnetz
Thomy Vetterli, Produktmanager von Mountainbike Zentralschweiz, steht im ständigen Austausch mit Tourismusorganisationen, Fach- und Umweltverbänden sowie politischen Fachstellen. Sein Ziel: In den Innerschweizer Kantonen soll eine möglichst ähnliche gesetzliche Grundlage für das Biken erarbeitet werden. «Bis vor kurzem gab es im Gegensatz zu den Wanderwegen keinen politischen Auftrag vom Bund für das Mountainbike-Wegnetz», sagt Vetterli. Erst Mitte Mai hat der Bundesrat beschlossen, dass der Bau von Velowegen zwar weiterhin Aufgabe der Kantone bleibt, sie künftig aber dazu verpflichtet sind, «Velowege verbindlich zu planen und für ein zusammenhängendes und sicheres Velowegnetz zu sorgen». Dabei wird zwischen Velowegen für den Alltagsverkehr und Velowegen für den Freizeitverkehr unterschieden – Wege für Mountainbiker fallen in die letztere Kategorie. Vetterli hofft, dass es jetzt vorwärts geht. «Das Gesetz orientiert sich stark an jenem für Wanderwege. Der Bundesrat hat seine Hausaufgaben erledigt.»