Ein Luzerner Hochschulabsolvent hat eine Software entwickelt, mit der Demenz frühzeitig erkannt werden soll

Maximilian Mosimann studierte Medizintechnik an der Hochschule Luzern. In seiner Bachelorarbeit befasste er sich mit dem Thema Früherkennung von Demenz.

 

Maximilian Mosimann auf dem Areal der HSLU in Horw. (Bild: Pascal Linder)

 

Eine wissenshungrige Person – so bezeichnet sich Maximilian Mosimann. Der 26-Jährige studierte Medizintechnik an der Hochschule Luzern Technik & Architektur, gab vor wenigen Tagen seine Bachelorarbeit zum Thema Früherkennung von Demenz ab. Die Idee dazu entstand eher zufällig. Im Forschungsinstitut iHomeLab an der Hochschule Luzern ist er auf eine sogenannte Eye-Tracking-Brille gestossen. Mosimann war fasziniert, überlegte sich, wie er diese Brille in seine Bachelorarbeit einbeziehen könnte. In einem Fachartikel las er, Forscher sollen herausgefunden haben, dass Demenz bereits Jahre vor dem Eintreten erster Symptome diagnostizierbar sein soll – erkennbar an der Pupillenreaktion.

 

Diesem Befund ging Mosimann in seiner Bachelorarbeit nach. Gemäss dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) leben in der Schweiz rund 154’700 demenzkranke Menschen. Je früher die Krankheit erkannt wird, desto besser kann das Voranschreiten verlangsamt werden. Das Ziel des Studenten: mittels der Eye-Tracking-Brille ein System entwickeln, das gemessene Pupillendaten auf frühzeitige Anzeichen von Demenz analysieren kann.

 

 

Mit Zahlen-Merktests und Eye-Tracking-Brille zum Erfolg

Diese Brille zeichnet das Pupillenverhalten der Probanden auf. In Mosimanns Fall dann, während diese einen Zahlen-Merktest am Computer absolvieren. So sah zumindest sein Plan aus. Denn coronabedingt konnte Mosimann keine Tests mit Personen durchführen und musste in seiner Arbeit stattdessen Demodaten verwenden. «Diese Demodaten wurden mittels eines Algorithmus erstellt und basieren auf wissenschaftlichen Befundnissen aus der Gehirnforschung», erklärt er.

 

Der Vorgang des Tests bleibe aber der gleiche. «Die Pupillengrösse reguliert sich hauptsächlich durch Lichteinflüsse, doch auch Stresssituationen – wie sie beim Gedächtnistest ausgelöst werden –können zu einer Pupillenausweitung führen», stellt Mosimann zunächst klar. Zumindest sei das bei kognitiv gesunden Leuten so. Bei Personen mit Frühdemenz hingegen weiten sich die Pupillen entweder gar nicht aus – oder besonders stark. Diese Fehlregulation in Pupillengrösse während eines kognitiven Zahlen-Merktests passiere unbewusst und könne von der Versuchsperson nicht aktiv gesteuert werden.


Zur Person

Der 26-Jährige ist in der australischen Metropole Sydney geboren. Im Jahr 2001, als er acht Jahre alt war, kam er mit seiner Familie in die Schweiz. Mosimann machte eine vierjährige Ausbildung zum Informatiker inklusive Berufsmatur.  Im September 2016 startete er schliesslich das Teilzeitstudium in Horw. Nebenbei arbeitet er mittlerweile seit sieben Jahren in der Firma seines Vaters. Die Firma Neurospec in Stans ist auf den Vertrieb von Diagnose- und Forschungsgeräten spezialisiert.


Zuverlässigkeit hängt von verschiedenen Faktoren ab

Zur Analyse und Auswertung der gesammelten Daten vom Zahlen-Merktest hat Mosimann eigenhändig eine Software programmiert. Diese generiert automatisch einen Algorithmus, der herausfindet, ob die Daten einer kognitiv gesunden Person entsprechen oder nicht. Der Absolvent ist überzeugt:

 

«Mein Pupillentest hat Potenzial. Damit kann künftig noch viel erreicht werden.»

 

Gleichzeitig warnt er aber, zuverlässige Resultate seien nur dann möglich, wenn die Versuchspersonen während des Tests nicht von äusseren Einflüssen abgelenkt werden. Auch dass das Licht konstant bleibe, sei wichtig. Kurzum: Für alle Probanden müssen die exakt gleichen Bedingungen herrschen. Und letztlich stelle sich auch die Frage, ob man im Alter von 30 Jahren überhaupt schon erfahren möchte, dass man später an Demenz erkranke. 

 

Wie seine berufliche Zukunft aussehen soll, weiss er noch nicht genau. «Ich würde sehr gerne in der Firma meines Vaters weiterarbeiten.» Er überlege sich allerdings, den Master anzuhängen und allenfalls seine Bachelorarbeit dort weiterzuentwickeln. Was hingegen klar ist: Zuerst will er seine wiedergewonnene Freizeit geniessen, wieder mehr klettern und joggen gehen. Ganz von der Schule abschalten kann er aber trotzdem nicht. Schon jetzt liegt Fachliteratur zu Forschungsthemen auf seinem Nachttisch bereit.