Der Pfaffnauer Thomas Grüter: «Gemeindepräsident ist einer der schönsten Jobs in der Politik»

Die Schuldensanierung und die Ansiedlung waren seine Hauptanliegen. Nach 20 Jahren Amtszeit tritt der Pfaffnauer Gemeinderat Thomas Grüter zurück.

Der 56-jährige Meisterlandwirt Thomas Grüter, der für die CVP auch noch im Kantonsrat sitzt, tritt per Ende Monat nach fünf Legislaturen aus der Kommunalpolitik zurück. Im Pfaffnauer Gemeinderat debütierte er im Jahr 2000, wo er vorerst das Ressort Umwelt/Sicherheit übernahm. Später folgten 16 Jahre als Gemeindepräsident.


«Die Zeit für den Rücktritt ist nun gekommen», sagt er. Die Gemeinde Pfaffnau habe viele junge Leute, welche mit frischen Inputs die Gemeinde vorantreiben könnten – der Entscheid zum Rücktritt sei lange gereift. «Denn ich habe das Amt sehr gerne ausgeübt. Die Zeit als Gemeindepräsident hat mich auch persönlich weitergebracht», resümiert Grüter.

 

Er hatte stets einen guten Draht zur Pfaffnauer Bevölkerung. «Eine Gemeinde funktioniert wie ein Getriebe eines Traktors», zieht er ein Bild aus seinem Berufsalltag heran. Es brauche viele einzelne Personen, damit die Gemeinde vorwärtskomme. In seiner Rolle als Gemeindepräsident sei er quasi für das Schalten zuständig, zugleich sei auch er nur ein einzelnes Zahnrad.

 

Schuldenabnahme und Einwohnerzuwachs

Die Schuldensanierung und die Ansiedlung waren Kernziele von Grüter: «Gemeinsam konnten wir in meiner Amtszeit hinsichtlich Ansiedlungspolitik, Bautätigkeit und Schuldensanierung einiges bewegen», sagt der vierfache Vater. Als er 2004 das Präsidium übernahm, war die Gemeinde Pfaffnau verschuldet. Heute sind die Schulden abgebaut und Pfaffnau steht finanziell auf soliden Füssen. Zudem kann die Gemeinde einen tieferen Steuerfuss aufweisen; er konnte von 2.4 bei Amtsantritt auf 1.85 gesenkt werden.

 

Die Gemeinde ist innerhalb von zehn Jahren um über 500 Personen auf rund 2700 Einwohner gewachsen. Grüter betont, dass trotz des Wachstums keine teuren Infrastrukturen gebaut werden mussten. Dagegen habe Pfaffnau in bestehende Infrastrukturen, etwa in die Mehrzweckhalle oder die Wasserversorgung, fortlaufend investiert.

In ein bestimmtes Projekt hat Grüter besonders viel Herzblut gesteckt: Das Pflegeheim Murhof. Die Pfaffnauer Stimmbevölkerung konnte darüber abstimmen, ob das Pflegeheim im Dorfzentrum gebaut wird, oder am bisherigen Standort ausserhalb des Dorfkerns. Die Pfaffnauer haben sich für letzteres entschieden. Vor wenigen Tagen wurde ihnen das Siegerprojekt vorgestellt. Grüter ist froh, das Bauvorhaben gut vorbereitet und nun mit einem klaren Kostenrahmen versehen in die Hände seiner Nachfolgerin geben zu können.

 

Die Gemeinde Pfaffnau grenzt an die Kantone Aargau und Bern – die Distanz zur Stadt Luzern ist eher gross. «Manchmal ist es gut, dass wir etwas weiter weg von Luzern sind», sagt der Gemeindepräsident. Es gäbe allerdings auch Momente, in denen man das Gefühl habe, dass man in der Kantonshauptstadt etwas in Vergessenheit geraten sei.

Meistens auf einer Linie mit dem Gemeinderat

Man merkt: Die Gemeinde Pfaffnau und deren Bürger liegen Grüter am Herzen: Ein Geschäft müsse mit allen Vor- und Nachteilen jeweils hart diskutiert werden, letztendlich müsse es aber nicht für ihn oder einen anderen Gemeinderat stimmen, sondern für die Mehrheit der Einwohnerinnen und Einwohner. Grüter sagt:

 

«Die Bürger warten nicht auf Einzelkämpfer oder Selbstdarsteller im Gemeinderat.»

 

In seiner Amtszeit hat Grüter ein paar tausend Geschäfte mit dem fünfköpfigen Gemeinderat behandelt. Mit den gefällten Entscheiden tat er sich nur ganz selten schwer. In diesen Fällen war es ihm wichtig, dass er dennoch half, den Entscheid mitzutragen. «Auch wenn man nach einer Gemeinderatssitzung nicht gleicher Meinung ist, muss man trotzdem noch zusammen ein Bier trinken können», sagt Grüter. Nachtragend zu sein, hatte keinen Platz im Gemeinderat.

 

Pfaffnau und St. Urban bilden eine Gemeinde. «In den letzten Jahren ist es uns gelungen, die beiden Ortsteile besser zusammenzubringen», sagt Grüter. Man habe stets für beide Orte gesorgt. «Natürlich ist ein St. Urbaner ein St. Urbaner und ein Pfaffnauer ein Pfaffnauer», sagt er. Dementsprechend hätten beide Ortsteile eigene Vereine. Doch es finde eine kontinuierliche Annäherung statt.

Neues Präsidentenamt wartet

Grüter ist voller Tatendrang und lässt es nach seinem Rücktritt als Gemeindepräsident keineswegs ruhig angehen – im Gegenteil. Er wurde von den Delegierten der Genossenschaft Zentralschweizer Milchproduzenten (ZMP) in den Vorstand gewählt. Dabei musste er sich bereit erklären, allenfalls das Präsidentenamt im nächsten April zu übernehmen. So wie es ausschaut, dürfte Grüter also ein Präsidium gegen ein anderes eintauschen. Und auch auf dem Sonnenhaldenhof in St. Urban, den der Landwirt mit seiner Frau seit 1996 als Pächterpaar betreibt, wird ihm die Arbeit nicht ausgehen.

In rund zwei Wochen wird Grüter sein Amt der FDP-Frau Sandra Cellarius übergeben. Sie wird die erste Gemeindepräsidentin von Pfaffnau sein – und «ihre Arbeit sehr gut machen», wie Grüter überzeugt ist. Auf das Amt könne Cellarius sich freuen. Grüter sagt: «Gemeindepräsident ist einer der schönsten Jobs in der Politik.»