Titlisbahnen melden Rekordverkäufe – nicht alle Zentralschweizer Skigebiete verkaufen im Coronawinter weniger Saisonkarten

Trotz coronabedingter Unsicherheiten sind die Zentralschweizer Skigebiete mehrheitlich zuversichtlich: Einige konnten im bisherigen Vorverkauf gar mehr Saisonkarten absetzen als in den Vorjahren.

Der Skiwinter steht bevor. Doch die kommende Skisaison wird eine andere sein. Die Coronapandemie stellt die Skigebiete vor grosse Herausforderungen. Es ist ungewiss, ob die Saison überhaupt zu Ende gebracht werden kann – der Bundesrat kann den Wintersportlern jederzeit einen Riegel vorschieben. Bei den meisten Bergbahnen läuft noch bis Ende November der Vorverkauf für Saisonkarten. Wir haben bei den zehn grössten Zentralschweizer Skigebieten nachgefragt, wie der bisherige Vorverkauf vonstattenging.  

Titlis mit Rekordverkaufssaison

Viele Zentralschweizer Skigebiete können aufatmen, zumindest was den Vorverkauf der Saisonkarten anbelangt. Zwei von zehn Bergbahnen haben bei einer Umfrage dieser Zeitung angegeben, dass sie bislang mehr Saisonkarten als üblich verkaufen konnten. Drei Skigebiete vermelden durchschnittliche Zahlen und fünf Skigebiete melden tiefere Verkaufszahlen. Die Titlis Bergbahnen etwa verzeichnen gar einen Rekordverkauf. Urs Egli, Leiter Marketing der Titlis Bergbahnen, sagt:

 

«Wir haben die erfolgreichste Verkaufssaison, die wir je hatten.»

Im Vergleich zum Vorjahr konnten die Titlis-Bergbahnen 37,9 Prozent mehr Saisonkarten verkaufen. Der Verkaufserfolg dürfte gemäss Egli auf das erweiterte Abo-Angebot zurückzuführen sein. Der Marketingleiter erklärt dies folgendermassen: «Wir denken, dass es uns geholfen hat, dass wir die neue Titlis Card bereits im Sommer beworben haben.» Die neue Saisonkarte spreche insbesondere Familien an und ist nicht nur in den Wintermonaten gültig.

Guter Vorverkauf weil die üblichen Winterferien ausfallen?

Die Betreiber der Bergbahnen Mörlialp können sich ebenfalls über herausragende Verkaufszahlen bei den Saisonkarten freuen: Auch sie konnten mehr Saisonkarten verkaufen, als der Durchschnitt in den letzten fünf Jahren. Gemäss André Strasser, Verwaltungsratspräsident der Skilifte Mörlialp AG, sind verschiedene Gründe für den guten Vorverkauf verantwortlich. Unter anderem seien die guten Schneeprognosen für den kommenden Winter mitverantwortlich. Ausserdem würden die Leute zu Hause bleiben und verzichten auf die sonst übliche Winterferienwoche im Schnee oder am Strand. Gemäss Strasser sei dies mitentscheidend für die guten Verkaufszahlen.

Durchschnittliche Zahlen auf der Frutt

Auch die Sportbahnen Melchsee-Frutt können im kommenden Winter auf eine Vielzahl von Saisonkartenbesitzern zählen. Der bisherige Vorverkauf verlaufe im Schnitt der Vorjahre, wie Daniel Domman, Geschäftsführer der Sportbahnen Melchsee-Frutt, erklärt.  Er betont die Wichtigkeit des Verkaufs von Saisonkarten:

 

«Aufgrund der aktuellen Unsicherheiten sind wir mit dem wichtigen Kartenverkauf sehr zufrieden.»

 

Das abrupte Saisonende im März sorgte bei den Sportbahnen Melchsee-Frutt für Ertragsausfälle im Bereich von 10 bis 15 Prozent. Diese hätte man trotz gutem Sommergeschäft nicht wettmachen können. Die guten Absätze im Saisonkarten-Vorverkauf werden die Jahresrechnung nicht retten können: «Wir rechnen damit, dass unsere Jahresrechnung negativ abschliessen wird», sagt Domman

Tiefere Verkaufszahlen sind wenig dramatisch

Drei Schwyzer Skigebiete konnten bisher weniger Saisonkarten verkaufen – Hoch YbrigSattel Hochstuckli und die Mythenregion. Letztere beiden geben an, dass die Einbussen verkraftbar sind. Toni Pfyl, Leiter der Geschäftsstelle der Sportbahnen AG in der Mythenregion, sagt: 

 

«Der Vorverkauf dauert noch bis Ende November und die wenigen Prozente Abweichung sind nicht dramatisch.»

 

Seitens der Sattel-Hochstuckli AG heisst es, dass die geringeren Verkaufszahlen einkalkuliert sind, da 2019 ein einmaliges Drei-Jahres-Angebot lanciert wurde.  Die Ferien- und Sportzentrum Hoch-Ybrig AG teilt mit, dass die aktuellen Zahlen coronabedingt rund zehn Prozent unter dem Durchschnitt liegen. Auch im Nidwaldner Skigebiet Klewenalp-Stockhütte wurden bisher weniger Saisonkarten verkauft: «Wir verzeichnen aktuell einen Rückgang von rund 15 Prozent beim Absatz der Saisonkarten», sagt Roger Joss, Geschäftsführer der Bergbahnen Klewenalp-Stockhütte.

Preise für Tageskarten bleiben an den meisten Orten unverändert

Haben allfällig tiefere Absätze im Saisonkarten-Verkauf Auswirkungen auf die Preise der Tageskarten? Diese Frage lässt sich bei allen zehn befragten Skigebieten mit Nein beantworten. Eine Preiserhöhung gibt es lediglich bei den Bergbahnen Sörenberg und der Skiarena Andermatt-Sedrun. Bei beiden sind jedoch nicht tiefere Saisonkarten-Absätze der Grund. Obwohl die Bergbahnen Sörenberg mittlerweile rund 20 Prozent hinter der Vorjahreszahl liegen, ist der Grund ein anderer. Theo Schnider, Verwaltungsratspräsident der Bergbahnen Sörenberg, sagt auf Anfrage: «Die Preiserhöhung von zwei Franken haben wir bereits im Frühling beschlossen, diese hat keinen Zusammenhang mit Corona.»

Eine Mitarbeiterin der Skiarena stellt bei der Talstation der Gemsstock-Bahn eine Infotafel auf.                                                                                                             Bild: Urs Hanhart (29. Oktober 2020)

Die Verkäufe von Saisonkarten der Skiarena Andermatt-Sedrun bewegen sich auf Vorjahresniveau. Stefan Kern, Kommunikationschef von Andermatt Swiss Alps, weist darauf hin, dass bei den Tageskarten leichte Preisanpassungen vorgenommen wurden. Er sagt: «Corona wird uns über den Winter erhalten bleiben und das Geschäft beeinflussen.» Das Ausmass hänge davon ab, ob die Behörden weitere einschränkende Massnahmen bestimmen oder diese auch lockern würden. Für Kern ist klar: 

 

«Ein erneuter Lockdown über einen längeren Zeitraum wäre nur schwer zu verkraften.»

 

 

Pandemieversicherung bei allen Skigebieten

Als Käufer einer Saisonkarte dürfte man sich heuer wohl besonders Gedanken gemacht haben, ob man das Angebot überhaupt ausnutzen kann. Alle befragten Bergbahnen geben an, dass ihre Kunden gegen eine allfällige behördliche Schliessung versichert sind. Die Versicherung ist nicht bei allen Skigebieten gleich geregelt – die Bedingungen und die Art der Entschädigung variieren. 

Skivergnügen um dem Corona-Alltag zu entfliehen

In einem Punkt dürften sich wohl alle Bergbahnen einig sein: Die Wintersaison soll stattfinden. Mit Hilfe von Schutzkonzepten soll Skifahren möglichst uneingeschränkt möglich sein. Sandro Widmer, Geschäftsführer von Stoos-Muotatal Tourismus, sagt:

 

«Die Sicherheit geht natürlich überall vor, aber die Schutzkonzepte werden den Gast nicht gross beeinträchtigen.»

 

Es sei wichtig, dass die Menschen merken, dass eine Wintersaison stattfinde. Schliesslich gäbe es genügend Menschen, denen die Decke auf den Kopf zu fallen drohe. Ähnlich tönt es auch auf der Melchsee-Frutt. Daniel Domman meint: «Wir sind überzeugt, dass der Wintersport eine gute Möglichkeit ist, coronakonform etwas Bewegung ins notwendig verlangsamte Leben zu bringen. Viele unserer Saisonkarten-Käufer sehen dies ebenso.»