Schnee auf Knopfdruck und Mountainbikes am Skilift: So reagieren Zentralschweizer Skigebiete auf den Klimawandel

Die Winter werden kürzer, natürlicher Schnee wird seltener. Was das für Zentralschweizer Skigebiete bedeutet – und wie Skifahrerinnen und Skifahrer ihren geliebten Sport klimafreundlicher gestalten können.

Das Brünig-Haupt, dessen Fels golden glänzt, ragt über der Nebeldecke hervor. Eigentlich scheint die Sonne, Erwin von Deschwanden sorgt aber per Mausklick dafür, dass es zu schneien beginnt. Im Raum nebenan dröhnt ein Kompressor – blaues Gehäuse, gelbe Lamellentüren und gross wie ein Stier. Es ist Mitte Dezember, wenige Tage vor dem Saisonstart auf Melchsee-Frutt. Im Skigebiet ist es noch ruhig, nur vereinzelte Skitourengänger sind anzutreffen. Auf einem Drittel der 36 Pistenkilometer sind über 100 Schneelanzen und 10 Schneekanonen verteilt.  

 

Erwin von Deschwanden, Leiter Fachbereich Beschneiung der Sportbahnen Melchsee-Frutt, stellt sich unter eine der Schneelanzen. Mit den Fingern streicht er über seinen Jackenärmel und prüft so die Beschaffenheit des Schnees: Winzige Schneekristalle bleiben darauf haften – es ist kalt genug, um die Schneelanze zu demonstrieren. 

 

 

Eine Schneelanze im Einsatz auf Melchsee-Frutt. Bild: Pascal Linder (Melchsee-Frutt, 16. Dezember 2021)

 

Weil es immer wärmer wurde, haben die Sportbahnen Melchsee-Frutt vor mehr als einem Jahrzehnt entschieden, auch die höhergelegenen Pisten zu beschneien. So wie dem Obwaldner Skigebiet geht es auch vielen anderen Zentralschweizer Destinationen – wenn Frau Holle nicht mitspielt, sollen es maschinelle Hilfsmittel richten. 

 

Die Pisten im Skigebiet Melchsee-Frutt werden mit technisch erzeugtem Schnee berieselt. Bild: Pascal Linder (Melchsee-Frutt, 16. Dezember 2021)

Technischer Schnee, im Volksmund auch Kunstschnee genannt, ist für viele Skigebiete unerlässlich. Mit Hilfe von Schneeerzeugern gelingt es den Bergbahnen, die Saison zu verlängern und die Pisten durchgehend befahrbar zu halten. Gemäss Zahlen des Branchenverbandes Seilbahnen Schweiz gibt es landesweit rund 22’500 Hektaren Pisten, wovon rund die Hälfte technisch beschneibar ist. Dies entspricht einer Fläche von mehr als 15’000 Fussballfeldern.

 

Unsere Zeitung hat bei den zehn grössten Zentralschweizer Skigebieten nachgefragt, wie sie mit dem Klimawandel umgehen. Alle befragten Skigebiete setzen Beschneiungsanlagen ein, damit auch in schneearmen Wintern genügend weisse Pracht auf den Pisten liegt. Über die meisten Schneeerzeuger verfügt die Skiarena Andermatt-Sedrun, 114 Propellermaschinen und 182 Schneelanzen. Am wenigsten sind es im Skigebiet Klewenalp-Stockhütte, nämlich nur deren drei.

 

Die Zentralschweizer Skigebiete sind sich einig, dass technisch hergestellter Schnee wichtig ist: Ohne geht es heutzutage nicht mehr, lautet der Tenor. Das Schwyzer Skigebiet Hoch Ybrig bezeichnet die Schneeerzeuger als überlebenswichtig. Und die Verantwortlichen der Bergbahnen Klewenalp-Stockhütte sagen:

 

«Die Gäste möchten ab einem gewissen Zeitpunkt auf die Ski, egal was für Wetterverhältnisse oder Temperaturen herrschen.» 

 

Ein früher oder optimaler Saisonstart mache fast die Hälfte des Umsatzes aus, insofern sei die technische Beschneiung sehr wichtig. Anders ist es in diesem Jahr: Die meisten Skigebiete konnten früher in die Wintersaison starten als gewohnt. «Rekord-Neuschnee auf dem Stoos», titelten etwa die Stoosbahnen in einer Medienmitteilung Ende November. Auch anderorts in der Zentralschweiz konnten Wintersportlerinnen und Wintersportler früher als gewöhnlich Spuren in frischpräparierte Pisten ziehen. Kein Grund zur Sorge, könnte man meinen. Doch die Zukunftsprognosen der Klimaforschenden zeichnen ein anderes Bild.


Kafi Schnaps, Sonnenbrille und T-Shirt – die Skigebiete waren an Silvester und am Neujahrstag gut besucht. Vielerorts herrschten rekordhohe Temperaturen – der Schnee von Anfang Dezember ist zu einem grossen Teil wieder weggeschmolzen. Auch auf dem Stoos war es an jenem Wochenende ausserordentlich mild. Sandro Widmer, Geschäftsführer von Stoos-Muotatal Tourismus, zeigt sich dennoch zufrieden: «Trotz Wärmeeinbruchs haben unsere Pisten gut gehalten.» Es sei sehr wichtig gewesen, dass man Anfang Dezember die neuralgischen Stellen beschneien konnte. Im Video erzählt er zudem, wie die Stoosbahnen mit den immer wärmer werdenden Wintern umgehen. 

 Die hohen Temperaturen über Silvester sorgten in der Neujahrswoche für teilweise grüne Hänge auf dem Stoos. Bilder: Pascal Linder (Stoos, 04 Januar 2022) 


Winterliche Nullgradgrenze steigt massiv

Die Winter werden kürzer und die Schneefallgrenze steigt. Gemäss den neuesten Klimaszenarien des Bundes sind insbesondere Skigebiete in tiefen und mittleren Lagen vom schwindenden Schneefall betroffen, weil sich die Nullgradgrenze immer weiter nach oben verschiebt. Seit dem Jahr 1970 gibt es unterhalb von 800 Meter Höhe nur noch halb so viele Schneetage. Sollte der Klimawandel wie bisher voranschreiten, so dürfte die winterliche Nullgradgrenze gegen Mitte des Jahrhunderts von heute durchschnittlich 850 Meter, auf bis zu knapp 1500 Meter über Meer klettern. Die Grafik zeigt, inwiefern die Zentralschweizer Skigebiete von der höheren Nullgradgrenze betroffen wären:

 


Die Forscher prognostizieren zudem, dass es im Winter künftig vermehrt Niederschlag geben wird. Das Problem: Weil es immer wärmer wird, fällt dieser zunehmend in Form von Regen und nicht mehr als Schnee.

In einer weiteren Studie rechnen Forscher des Instituts für Schnee- und Lawinenforschung SLF, dass die natürliche Schneedecke in den Alpen bis Ende des Jahrhunderts um bis zu 70 Prozent abnehmen wird, sollte es nicht gelingen, die CO2-Emissionen zu reduzieren. Selbst im optimistischen Emissionsszenario, das eine Begrenzung der Erderwärmung auf 2 Grad vorsieht, würde die natürliche Schneemenge um 30 Prozent sinken, so die Studienautoren. Ein Blick in die Saisonbilanz des Branchenverbands Seilbahn Schweiz bestätigt diese Entwicklung: Landesweit konnten etwa in der Wintersaison 19/20 gleich 34 Stationen den Betrieb nicht aufnehmen, weil es zu wenig Schnee gab – Rekordwert.

 

Bei diesen Prognosen stellt sich die Frage: Steht der Wintersport vor dem Aus? Toni Pfyl, Geschäftsführer der Sportbahnen im Mythengebiet AG, dementiert: «Manchmal braucht es etwas Zuversicht. Denn schon früher hatten wir im Winter wenig Schnee, dies wird es immer geben.» Und er ergänzt: 

 

«Die Winter werden unbestritten wärmer. Doch es gibt sie nach wie vor, sie sind einfach nicht mehr so zuverlässig.»

 

Umso wichtiger werde die technische Beschneiung. Das Unternehmen, welches heute sieben Skilifte in der Mythenregion betreibt, wurde 1947 gegründet. Bereits in den Fünfzigerjahren gab es gemäss Pfyl mehrere schneearme Winter. Der Geschäftsführer erzählt, dass man im Jahr 1968 gar ans Aufhören dachte: «Die Verantwortlichen von damals führten die Diskussion, ob man das Unternehmen wegen der schneearmen Winter überhaupt weiterführen will. Man stellte sich die Frage, ob es künftig noch genügend Schnee geben wird.» In diesen Tagen kann sich der Geschäftsführer trotz der milden Temperaturen über gute Pistenverhältnisse freuen – auch wegen der zahlreichen Schneeerzeuger.

 

 

 

Skigebiete investieren in Beschneiung

Zurück im Skigebiet Melchsee-Frutt: Von Deschwanden nimmt sein Tablet aus der Jackentasche und schaltet damit die Schneelanzen aus. Weil heuer bereits im November viel Schnee fiel, sind die Beschneiungsarbeiten weitgehend abgeschlossen, sagt er und blickt auf die weissen Hänge.

 

 

Die Schneelanzen lassen sich vom Tablett aus bedienen. Bild: Pascal Linder (Melchsee-Frutt, 16. Dezember 2021)

 

Normalerweise starte man Mitte November mit der Präparierung der Pistenunterlage und sei bis im Januar mit der Beschneiung beschäftigt. Je kälter es ist, desto mehr Schnee können die Lanzen produzieren. «Bei minus 10 Grad erzeugen die Lanzen bis zu 60 Kubikmeter Schnee pro Stunde», erklärt von Deschwanden. Für optimale Ergebnisse sei zudem eine möglichst trockene Luft und wenig Wind wünschenswert. Die Zuständigen auf Melchsee-Frutt setzen bewusst mehrheitlich Schneelanzen statt Schneekanonen ein. Dies lohne sich vor allem energietechnisch, wobei auch die Anschaffungs-, Unterhalts- und Betriebskosten günstiger seien. 

 

 

Erwin von Deschwanden blickt auf den beschneiten Hang. Bild: Pascal Linder (Melchsee-Frutt, 16. Dezember 2021)

 

 

Die Branche rechnet mit durchschnittlich 5 Franken pro Kubikmeter Schnee, diese Kosten können jedoch durchaus höher sein: Die Bergbahnen Sörenberg geben an, dass der Betrieb von 65 Kanonen und 71 Lanzen pro Jahr rund 1,8 Millionen Franken kostet – bei einer jährlichen Produktionsmenge von 300‘000 Kubikmetern Schnee. Die Hälfte der befragten Skigebiete plant, in naher Zukunft weiter in die technische Beschneiung zu investieren. Direkte Auswirkungen auf die Ticketpreise hat der Einsatz von Schneekanonen zumeist nicht. Martin Vogel, Betriebsleiter der Bergbahnen Sörenberg, sagt:

 

«Unsere Ticketpreise wurden in den letzten Jahren moderat angepasst, natürlich auch mit der Begründung, dass viel in die Beschneiung investiert wurde.»

 

Diese Anpassungen würden aber keinesfalls die jährlichen Kosten für den maschinell erzeugten Schnee decken. 

 

Aufrüsten ist eine «Flucht nach vorne»

Macht es Sinn, weiterhin in Schneekanonen zu investieren, obschon der Klimawandel den Skisport immer mehr bedroht? Reto Knutti ist Professor für Klimaphysik an der ETH Zürich. Er bezeichnet sich selbst als begeisterten Skifahrer und findet die technische Beschneiung in «vernünftigem Mass» vertretbar, sofern der verwendete Strom sauber ist. Er sagt:

 

«Kurzfristig kann man mit Beschneiung die Schneesicherheit erhöhen. Irgendwann sind wir allerdings an einem Punkt, wo wir uns fragen müssen, ob es noch rentabel ist.»

 

Das technische Aufrüsten sei eine Flucht nach vorne, ob dies aus ökonomischer Sicht aufgehe, sei dahingestellt. Denn wenn es wärmer als null Grad wird, schmilzt der Schnee. Für Knutti ist deshalb klar, dass es in Zukunft insbesondere für Skigebiete in tieferen Lagen unterhalb von 1500 bis 1800 Meter über Meer schwierig wird.

 

Wintersportler reisen am liebsten mit dem Auto an

Wintersportlerinnen und Wintersportler tragen in gewisser Hinsicht selbst dazu bei, dass es für Skigebiete in tieferen Lagen immer kritischer wird. Denn beim Skisport kann sich bereits die Anreise massiv auf die Ökobilanz niederschlagen – die Mehrheit fährt mit dem Auto in die Berge. Die Folge: viel Verkehr und dichte Abgaswolken in den Tälern Richtung Skigebiete. Die Titlis Bergbahnen und die Skiarena Andermatt wollen diesem Problem entgegenwirken. Sie sind offizielle Partnerdestinationen der Non-Profit-Organisation Protect our Winters. Diese schreibt auf ihrer Website:

 

«In einem Skigebiet sind zwischen 50 und 70 Prozent der CO2-Emissionen auf die An- und Abreise mit dem Auto zurückzuführen.»

 

Entsprechend lancierte Protect our Winters im Dezember eine Kampagne, welche Wintersportler zur Anreise mit dem Zug animieren will.

Die Gäste werden vor Ort auf Bildschirmen und von Mitgliedern der Organisation auf das Thema sensibilisiert. «Wir versuchen, unsere Gäste von einer Anreise mit dem Zug zu überzeugen, letztendlich bleibt es jedoch ihre Entscheidung», sagt Urs Egli, Leiter Marketing der Titlis Bergbahnen. Er ergänzt:

 

 

«Sollten die Wintersportler trotzdem das Auto bevorzugen, haben die Natur und wir Freude, wenn sie das Auto voll auslasten.»

 

Neben der Anreise spielt auch das Essverhalten im Skigebiet eine Rolle, ist Stefan Kern, Kommunikationschef bei Andermatt Swiss Alps, überzeugt: «In allen unseren Restaurants bieten wir auch vegetarische Menus mit regionalen Zutaten an.» Um Plastikmüll zu reduzieren, verkaufe man zudem in sämtlichen eigenen Restaurants des Skigebiets keine Getränke in PET-Flaschen.

Wasserverbrauch variiert stark

Nicht nur die Anreise und die Verpflegung schlagen sich im ökologischen Fussabdruck des Skisports nieder: Im Zusammenhang mit den Schneekanonen wird oft der hohe Wasser- und Stromverbrauch kritisiert. In der Skiarena Andermatt stammt der gesamte Strom für die Beschneiung aus erneuerbarer Energie. Letzte Saison wurden gegen 400’000 Kubikmeter Wasser für die Beschneiung verwendet. «Die Skiarena hat keine künstlichen Speicherseen erstellt», sagt Stefan Kern von Andermatt Swiss Alps.

 

«Das Wasser stammt aus natürlichen, am Berg vorhandenen Gewässern wie Bächen und Seen. Dorthin fliesst es auch wieder nach der Schneeschmelze.»

 

Eine Praxis, die es so auch in anderen Zentralschweizer Skigebieten gibt. Mit weniger Wasser kommt man etwa auf dem Stoos aus. Das Schwyzer Skigebiet braucht für die 25 Schneeerzeuger pro Saison 20'000 bis 50'000 Kubikmeter Wasser, welches direkt aus dem Stoosseeli bezogen wird. Andere Skigebiete zapfen aus Flüssen und Trinkwasserquellen ab.

 

 

Im Skigebiet Stoos sorgen 25 Schneekanonen für genügend Schnee auf den Pisten. Bild: Pascal Linder (Stoos, 31. Dezember 2021)

 

Es geht auch ohne Strom

Ohne Wasser ist die Schneeproduktion nicht möglich, doch ohne Strom geht es sehr wohl - zumindest auf Melchsee-Frutt. Erwin von Deschwanden parkiert sein Schneemobil am Pistenrand und stapft durch den Schnee. Die Pisten im Bereich Stöckalp sind von einem Nebelkleid umhüllt. «Das hier ist eine unserer Zero-E-Lanzen», sagt er stolz.

 

 

Erwin von Deschwanden dreht die Wasserzufuhr der Null-Energie-Schneelanze auf. Bild: Pascal Linder (Melchsee-Frutt, 16. Dezember 2021)

 

Die 15 Lanzen, welche ohne Strom und Kompressor auskommen, stehen auf dem letzten Kilometer der Talabfahrt. Das Besondere: Die Schnee-Erzeuger der Firma Bächler Top Track AG aus Emmenbrücke funktionieren einzig mit natürlichem Wasserdruck. Eine herkömmliche Schneekanone dagegen benötigt für einen Kubikmeter Schnee zwischen einer bis drei Kilowattstunden Energie.

 

Für die Zero-E-Lanzen auf Melchsee-Frutt ist keine Pumpleistung nötig. Das Wasser vom weiter oben gelegenen Melchsee wird nämlich mittels Gravitationsdruck durch die Lanze getrieben, und die für Druckluft benötigte Energie wird durch den natürlichen Wasserdruck erzeugt. Erwin von Deschwanden dreht die Wasserzufuhr der Schneelanze auf. Der Schnee-Erzeuger beginnt zu zischen, aus der Düse tanzen keine Flocken, sondern es spritzt Wasser. Die Temperaturen im unteren Teil des Skigebiets sind zu hoch. Optimal wären minus 5 Grad, erklärt von Deschwanden. 2013 wurden die Null-Energie-Schneelanze bei einem Pilotversuch erstmals im Skigebiet Melchsee-Frutt eingesetzt. «Wir mussten zu Beginn viel Lehrgeld bezahlen und wurden teilweise auch belächelt», sagt der technisch Verantwortliche. Die Geduld und die Investition hätten sich jedoch allemal gelohnt. 

 

Der Chef Beschneiung auf der Frutt überprüft die Funktion der Schneelanzen. Bild: Pascal Linder (Melchsee-Frutt, 16. Dezember 2021)

Auf den Sommer kommt es an

Doch auch die Null-Energie-Schneelanzen sind kein Allheilmittel gegen die schwindenden Schneemengen. Angesichts dessen wird für viele Bergdestinationen das Sommergeschäft immer wichtiger, wie auch die Mehrheit der befragten Skigebiete bestätigt. Denn die zunehmende Hitze im Mittelland dürfte künftig viele dazu bewegen, Ausflüge in kühlere Höhenlagen zu unternehmen. Die Verantwortlichen der Skilifte auf der Mörlialp schreiben etwa: «Ein Sommerangebot ist bis jetzt nicht vorhanden, wird aber aktuell intensiv geprüft mit dem Ziel, das Gesamterlebnis zu stärken.» 

Die Zentralschweizer Skigebiete sehen kurzfristig den Skibetrieb noch nicht akut bedroht. Urs Egli von den Titlis Bergbahnen sagt etwa:

 

«Aufgrund unserer Höhenlage und Schneesicherheit wird der Schneesport am Titlis noch Jahrzehnte funktionieren wie heute.»

 

Der Klimawandel habe dennoch starken Einfluss auf die Zukunftsgestaltung am Berg: «Unsere neuen Investitionen sind konsequent auf die ökologische Nachhaltigkeit ausgerichtet. Wir wollen die Verantwortung für unsere zukünftigen Generationen wahrnehmen.» Demnach laufen seit 2016 alle Betriebe und Anlagen mit erneuerbarer Wasserkraft, wie Egli erklärt. 

 

Für andere Berggebiete ist das Wintergeschäft längst keine Goldgrube mehr. Eine Destination, welche den Fokus klar auf den Sommer setzt, ist die Bergbahn Sattel-Hochstuckli im Kanton Schwyz. Eine Rodelbahn, Tubingbahn, Hüpfburganlage, Trampoline, Trotti-Trekking sowie Themen- und Erlebniswege gehören dort zum Sommerprogramm. Bereits jetzt macht die Bergbahn Sattel-Hochstuckli rund 60 Prozent des Umsatzes im Sommer.

 

Schneenot macht erfinderisch

Auch auf der Marbachegg im Kanton Luzern ist der Sommertourismus eine wichtige Einnahmequelle. Das Skigebiet mitten in der Biosphäre Entlebuch liegt 884 bis 1500 Meter über dem Meeresspiegel. «Aufgrund unserer Höhenlage haben wir nicht die Sicherheit, dass eine ganze Saison lang genügend Schnee liegt», sagt Oliver Knüsel von den Sportbahnen Marbachegg. Deshalb haben sich die Verantwortlichen der Bergbahnen dazu entschlossen, das Sommerprogramm zu stärken: Genussangebote, Mountainbiken, Gleitschirmfliegen und Wandern. Knüsel führt aus:

 

«Aktuell ist das Sommergeschäft für uns noch gleich wichtig wie das Wintergeschäft. Wir haben uns klar festgelegt, den Wintersport so lange wie möglich zu erhalten.»

 

Doch die Tendenz ist klar: «Indem wir das Sommerangebot stärken, werden wir unabhängiger vom Schnee.» 

Wenn kein Schnee liegt, ist die Marbachegg ein beliebter Treffpunkt für Mountainbikerinnen und Mountainbiker. Rund sechs Kilometer präparierte Trails gibt es im Gebiet. Knüsel sagt: «Der Bikesport ist ein gutes zweites Standbein, damit wir einen schlechten Winter abfedern können.» 

 

Die tiefe Lage ist nicht nur ein Nachteil, wie Knüsel sagt: Während in höheren Lagen noch Schnee liegt, könne die Marbachegg bereits früher für Mountainbiker öffnen, was wiederum viele bikehungrige Gäste anlockt. Die Betreiber des Skigebiets blieben nicht untätig und funktionierten den Skilift für den Sommerbetrieb um. Bleibt der Schnee aus, transportiert der Lift keine Skifahrer, sondern Mountainbiker. Schneenot macht erfinderisch.